Präparator (euphorisch): Schau, Kind. Red ich noch immer hin und hör das Vogerl zwitschern. Manchmal.
Kind (sehr klar): Glaub, das Vogerl kommt nicht mehr zu sich. Weil’s nicht mehr zwitschern kann. (streichelt Kringel das Haar, den es mit sich genommen hat)
Mutter (kommt aus der Ecke, legt Kind die Hände in den Nacken, kippt fast nach vorne, versucht, zu bagatellisieren): Aber alles ist wie immer. Weißt.
Kind (hört sie nicht, klar): Glaub, es kann nicht gut schlafen, weil es nicht mehr von mir träumt.
Wenn man gestorben ist, träumt man nicht mehr von einem Freund.
Drum bin ich jetzt immer traurig. (lacht)
Mutter (ratlos. Beugt sich hinunter, küsst Kind auf den Hinterkopf): Ich hab dich lieb.
Kind (klar): Ich hab dich lieb, Mama. Aber anders als das Kringel das Kuschel liebhat.
Präparator (lacht, euphorisch): Direkt quietschn tut es. Das Vogerl.
Hör mal hin. (hält den schlaffen Federkörper in seinen solariumbraunen Händen und spielt mit Vogerls Flügeln. Vogerls Kopf kippt lasch nach hinten.)
Kind (hört ihm nicht zu, sehr klar, erkennend, Blick zum Publikum): Ich glaub, es kommt nicht mehr zu sich. Das Vogerl. Wird immer so bleiben. Und immer gestorben sein.
Mutter (traurig werdend, kaut an den Nagelbetten): Das Vogerl ist wie das Glück. Ich schau manchmal hin und red mit ihm.
Wie früher.
Weißt.
Kind (sehr klar, wie aus der Ferne): Hat das Vogerl uns immer wieder gern abgeschleckt. Das warn seine Küsse. Weißt noch.
Mutter (liebevoll, traurig): Ja.
Kind (erklärend): Das Kringel und das Kuschel tun sich auch gern abschlecken, manchmal.
Mutter (wieder im Befehlston, sich aus der Traurigkeit retten wollend): Hast du das aus dem Fernsehr. Schwachsinn. Sag ich.
Kind (klar): Aber jetzt schleckt’s uns nimmer ab.
Präparator (lacht): Nein.
Kurze Pause. Kind wieder guckt ein bisschen traurig, aber erkennend.
Mutter (erklärend, sich aus der Traurigkeit retten wollend): Das Glück ist ein Vogerl. Wir habn das Glück ausgestopft. Es sitzt auf unserer Bettdecke und ist stumm. Manchmal red ich mit dem Glück. Wie früher.
Kind (erkennend): Und immer gestorben sein.
Präparator (euphorisch): Wir habn dem Glück die Organe rausnehmen lassn und es ausgestopft, damit’s nicht wegfliegen kann.
Mutter (traurig): Das Glück sitzt in unserem Schlafzimmer und hat stumpfe Augen. Bewegt sich nicht.
Kind (klar): Wenn man gestorben ist, träumt man nicht mehr von einem, der ein Freund gewesen ist. Wie früher. Nein. Wenn man gestorben ist, kann man nicht mehr traurig sein, dass man nicht mehr von einem träumt, der sein Freund gewesen ist. Das Vogerl kommt nicht mehr zu sich und wird immer gestorben sein. (lacht zögernd, genauso wie der Präparator gelacht hat.)
Mutter (traurig, den Tod ihrer Tochter Ida immer stärker in Gedanken tragend, versucht, sich aus der Verzweiflung zu retten, indem sie bagatellisiert): Aber ich red mit dem Vogerl. Wie früher. Als wär nix gewesn. Es kann nur nicht mehr die Augen auf und zu machn. Na und. Dafür haben wir das Glück im Schlafzimmer. Muss uns ja nicht abschlecken. Das Glück.
Kind: Immer gestorben sein. Das ändert sich nicht mehr.
Mutter (geht zu Kind hin, das immer noch reglos dasteht, Kuschel in einer Hand am Boden mitgeschliffen. Es umarmt Kind von hinten. Bagatellisierend, auch vor sich selbst und ihrem Schmerz): Seh’s direkt mit den Flügeln schlagen.
Weißt.
Wie früher.
Ähnlich ist das mit den Menschen. Na und.
Kind (klar): Kommt nicht mehr zu sich. (lacht.)
Mutter (mechanisch): Ich hab dich lieb. (nimmt das Kind an beiden Händen.)
Kind (klar, befreit sich aus der Umarmung der Mutter): Und wird immer gestorben sein. (Hebt Kringel hoch und streichelt ihr wieder die Haare.)
Präparator (enthusiastisch): Und ich hör es noch zwitschern.
Kind (klar): Träumt nicht mehr. Nicht von dir. Nicht von mir. Mama. Wie wird das Vogerl gestorben sein?
Mutter (beißt an den Nägeln. Mechanisch, stumpf, außer sich): Es wird vertrocknet sein. Von innen nach außen.
Kind: Warum?
Präparator spielt im Hintergrund mit der Vogelleiche. Lacht laut auf.
Kurze Pause.
Kind (kämmt die Puppen. Versucht, sich und ihnen zu erklären, was gerade passiert ist.): Und schaut noch mit den Augen. Und hat keine Träume mehr von einem Freund. Wenn es gestorben ist.
Mutter (stumpf, traurig, auf ihre Nagelbetten blickend): Durchfall. Das Vogerl ist wie Dörrobst. Weißt. Die Zwetschken, die du so gerne isst.
Kind: Ich hab dich lieb, Mama.
Mutter (versucht, sich zu fassen): Zum Glück haben wir dem Glück die Organe rausgenommen, damit es nicht mehr wegfliegen kann. Wie die Menschen.
Kind (klar, den Puppen erklärend):Wenn man gestorben ist, schleckt man einen Freund nicht mehr ab im Traum. Weil wenn man gestorben ist, träumt man nicht mehr von einem Freund, weil man nicht schlafen kann.
Mutter (geht noch einmal auf Kind zu, küsst dem Kind den Nacken, diesmal nicht mechanisch): Ich hab dich lieb.
Kind (den Puppen und der Mutter erklärend): Und kann nicht mehr. Mit den Flügeln schlagen. Aufs Sofa hüpfen.
Präparator (freudig mit den Flügeln der Vogelleiche spielend): Direkt wippen seh ich’s noch mit dem gefiederten Köpfchen. Und hopsen auf den federnden Füßen.
Kind: Die Augen macht’s nicht auf und zu. Nimmermehr.
Mutter (die Freude des Präparators gespielt übernehmend): Und haben das Glück im Wohnzimmer.
Präparator (freudig): Schön nicht. (lässt Vogelleiche nach hinten plumpsen.) Das macht dreitausend.
Mutter (irritiert): Wie.
Kind (verträumt aus dem Fenster guckend): Dreitausendmal Sonnenschein. Ich kenn eine Farbe, die hat noch keiner gesehn.
Präparator (geht auf die Mutter zu. Immer noch gespielt freudig aber kalt): Bar und auf die Hand. Ohne Bezahlung geh ich nicht außer Haus.
Mutter (weicht ihm aus. Entschuldigend): Es krieselt.
Präparator (kalt werdend): Was heißt das.
Mutter (beißt an den Nägeln. Entschuldigend): Ich kann’s mir nicht leisten. Sag ich.
Präparator (kurz angebunden): Verstehe. Dann nehm ich die Organe. (geht nach hinten, stopft die pinken Gedärme, die noch neben Vogerls schlaffem Körper liegen, in seine Tasche.)
Mutter: (dankbar, eine Standardfloskel verwendend, nicht wissend, dass der Präparator es wörtlich nehmen wird): Bin ihnen was schuldig.
Präparator (lacht schrill auf, setzt seine Showmaster- Sonnenbrille auf, wieder freudig): Das sind sie. (verlässt brabbelnd die Neubauwohnung) Präparationsangebote: Ausstopfen, Bleichen, Gerben, Montieren.
Mutter (sieht Präparator lange nach. Kippt wieder fast nach vorne. Fängt sich dann. Im Befehlston) Schlafen jetzt. Sag ich. Zähneputzen. Pyjama anziehn. Wiescherln. Abwischen. Sag ich.
Kind (geht nach hinten, nimmt das schlaffe Vogerl unterm Arm und legt es ins Bett. Holt dann auch Kringel und Kuschel und legt sie auf die bauschige Decke. Dann, den Tonfall der Mutter imitierend) Gut, dass es tot ist, das Vogerl. Jetzt kann’s uns nie wieder mehr ins Bett kacken. Nein. (spielt mit Kuschel und Kringel.) Oder?
Kringel: Ich weiß nicht.
Kind: Und ihr Kringel und Kuschel?
Kuschel: Und wie das Kauen wehtut.
Kringel: Wie einem die Brösel im Schlund.
Kind: Kratzen?
Kringel: Ja. Will mir am liebsten den Geschmack aus den Backen kletzeln.
Kuschel: Mir an die Nase kleben?
Kringel: Vielleicht.
Kurze Pause.
Kuschel: Aber ich möchte nichts von dir.
Kringel: Natürlich nicht.
Kind: Wie jetzt.
Kuschel: Nur wie einen Grashügel mit dir runterrollen, Kringel.
Kringel: Dass einem ein Flügel aus dem Schulterblatt wächst, vielmehr: rausschießt.
Kuschel: Nein. oder: Ja.
Kringel: Oder: Mit dir einwickeln lassen.
Kuschel: In rosa Frottier.
Kringel: In türkisen Plüsch.
Kuschel: An deinem Finger nuckeln.
Kind: Wirklich?
Kringel: An den Nägeln deines großen Zehs knabbern.
Kuschel: Ja, genau. Vielleicht.
Und mit dir, Kringel, von einem Dach runterkullern in einen Heuhaufen und das kratzt in den Arschbacken und.
Kringel: Aber es ist wollig.
Kuschel: Natürlich: wollig.
Kringel: Es lässt sich gar nicht in die Hände nehmen.
Kuschel: Es bauscht.
Kringel: Man kann’s nicht kuscheln.
Kuschel: Vielleicht.
Kringel: Aber ich möchte nicht.
Kuschel: Nein.
Kringel: Ich brauche gar nicht.
Kuschel: Natürlich nicht.
Kind: Was braucht ihr nicht?
Mutter(nimmt Kind Kuschel und Kringel aus der Hand und legt sie neben den Polster.): Licht aus. Hände auf die Decke. Das hier ist Krisengebiet. Gute Nacht, Sonnenschein.
Licht aus.
3. Vogerls Geschichte
Vogerl (neckend): Nimm die Hände vom Kropf. Ich bin doch kein Kuscheltier.
Kurze Pause. Kind ist zunächst ein wenig verwirrt. Dann aber.
Kind: Entschuldigung.
Vogerl (verschmitzt): Ich leb noch. Weißt.
Kind: Ich sag’s nicht weiter. (kichert. Setzt sich auf. )
Vogerl (setzt sich auch auf. Verschmitzt, Kind neckend): Aber fummel mir nicht so komisch am
Gefieder rum.
Kind (Kuschels Tonfall imitierend): Du bist kuschlig.
Vogerl: Sagst du.
Kind: Hab dich lieb, auch (den Tonfall der Mutter nachahmend) wenn du jetzt wieder scheißt und lebst und aus deinen Augen rausglotzt.
Vogerl: Weißt, ich bin gar kein richtiges Vogerl.
Kind (verträumt): Und ich kenn eine Farbe, die hat noch keiner gesehn.
Vogerl (mit Nachdruck): Ich mein, was ich sag. Jetzt kitzel mir nicht so komisch unter den Flügeln,
da muss ich lachen. (kichert. Kind kichert mit.)
Mutter (dreht das Licht an und betritt den Raum. Vogerl fällt sofort wie tot mit seinem Körper nach hinten. Kind versucht, sich ein Kichern zu verkneifen. Mutter im Befehlston): Ruhe. Das sind die Zeiten der Krise. Es kriselt. Sag ich. Licht aus und Mund zu jetzt. (zögert kurz, dreht sich dann noch einmal um):
Mir scheint, du lachst doppelt. Was war das.
Kind: Ich seh ich seh was du nicht siehst.
Mutter: Gleich nimmer. Sag ich. (dreht das Licht ab.) Gute Nacht, Sonnenschein.
Kind und Vogerl setzen sich wieder auf. Sie flüstern und brabbeln nun in verschwörerisch- freundschaftlicher Atmosphäre, wie zwei Mädchen auf einem Volksschullager.
Kind: Lass uns wispern.
Vogerl: Na gut.
Kind (fröhlich): Ich bin trotzdem froh, dassdu lebst.
Vogerl (nachbohrend): Was heißt das.
Kind: (den Tonfall der Mutter imitierend) Dassdu kackst und schlecht riechst ausm Schnabel.
Dassdu gefüttert werden musst und aus den Augen lächelst, wenn man dich anschaut. Dassdu alt wirst. Runzlig und vertrocknet. Dassdu das Sterben noch vor dir hast. Dassdu noch brauchst, bis du nimmer zu dir kommst. Ich auf dich achten muss, dass ich dich nicht eingehen lass, wie einen alten Kaktus. (im eigenen Tonfall, liebevoll): Die Mutter wollt dich gar nicht behalten, als du uns zugeflogen bist. Sie wollt lieber ein Maschinenvogerl, das kannst an- und abdrehn. Ich hab für dich gekämpft. Dass ich dich haben will, hab ich gesagt. Nur dich.
Vogerl (schockiert): Was heißt das.
Kind (wieder im Tonfall der Mutter): Dass ich mich ärgern muss, weil du es nicht magst, wenn ich dir das Gefieder kraul. Dass du so ganz eigen bist. Das ist nicht lustig, manchmal.
Vogerl: Aber ist’s besser.
Kind: Ich weiß nicht.
Kurze Pause.
Vogerl (steht auf und geht in der Wohnung herum. Plötzlich sehr traurig): Ich muss dir was sagen. Bin gar kein richtiges Vogerl.
Kind (verträumt): Ich seh ich seh was du nicht-
Vogerl (hört Kind gar nicht): Hatte mal einen Namen. So als wär das was.
Kind (verspielt): Und was wirst du, wenn du groß bist?
Voger (stockt. Sieht Kind an.): Ich bin groß.
Kind: Wenn ich groß bin, werd ich ein Verrückter.
Vogerl (wieder wie zu sich selbst): Ida habn sie mich genannt.
Kind kichert.
Vogerl (die Traurigkeit abschüttelnd): Und wie heißt du.
Kind: Kind.
Vogerl (wieder traurig in die Erinnerung zurückfallend): Ida. Die Ida kann malen.
Bubi-Kopf hatte ich. Walnussbraun.
Kind: Wirst du auch ein Verrückter, wenn du groß bist?
Vogerl: Ich bin groß geworden und die haben über mich gesagt: Die ist eine Verrückte.
Kind (neugierg werdend, steht auch auf): Was heißt das.
Vogerl: Ich weiß nicht. Mir ist der Ritzdruck gebliebn. Radierungen. Aquarelle.
Kind: Was heißt das.
Vogerl: Ich zeichnete immer. Schon als ich ein Kind war. Kohlköpfe. Stadtwesen. Maschinenmenschen. Ich zeichnete Bakterien, deren Hautkörper versponnen waren mit dünnen durchsichtigen Fäden. Mikroben zeichnete ich. Einzeller. Elektronen. Neuronen. Gesprochen hab ich nie.
Kind: Und dann?
Vogerl: Sie haben mir die Hände am Rücken abgebunden, damit ich keine Pinsel mehr halten kann.
Dann haben sie mir die Finger abgeschnitten. Einen nach dem anderen. Ich spürte sie fallen und den Boden berühren, obwohl sie schon längst nicht mehr an mir dran waren.
Kind (aufgrund von Vogerls Traurigkeit auch traurig werdend): Mein Bauch ist, als hätt ich eine Melone verschluckt. Irgendwer bläst Kaugummi in meinem Bauch. Und der Bauchnabel ist ein Schnuller nach innen. Die Dunkelheit macht viele Muckser. (will sich selbst von der Traurigkeit ablenken): Grün grün grün sind alle meine Kleider. Komm, sing mit. (nimmt Vogerl an der Hand und will loslaufen, Vogerl bleibt regungslos).
Vogerl: Sie klebten mir Federn an die Handstümpfe. Die Unterarme. Die Achselhöhlen. Dann brachen sie mir den Kiefer mit einem Faustschlag.
Kind (singt ganz laut, sich von der Traurigkeit ablenkend): Grün grün grün sind alle meine Kleider. Grün grün grün ist alles was ich hab. Darum lieb ich alles was so. Komm sing mit jetzt.
Mutter (dreht das Licht an. Vogerl kippt wieder in der Todesstarre nach hinten, Kind fängt es auf und tut so, als hätte es Vogerl die ganze Zeit mit sich getragen. Mutter im Befehlston): Ruhe. Das Finanzsystem befindet sich in der größten Krise seit also seit langem. Das ist kein Spass jetzt. Sag ich. Härter werden die Zeiten. Sag ich. Drum schlaf jetzt. Füße unter die Decke. Dassdu morgen brav auf der Schulbank sitzen kannst. In den Computer tippen. Finger über Tastatur. Schneller schneller. Von nix kommt nix, sag ich. Schlaf jetzt. Die Müdigkeit macht Ringe unter den Augen, die Ringe erinnern an den Tod, das will keiner sehen. Gute Nacht jetzt. Sag ich. Schlaf. (dreht das Licht wieder ab.)
Vogerl (flüstert in den Armen des Kindes): Sie amputierten mir die Lippen. Die Zähne. Ätzten mir die Haut um den Mund herum weg. Dann klebten sie einen Schnabel dran. Aus Wachs. Ich hab lang sprechen geübt, bis ich’s wieder konnte. Weißt du.
Kind (verspielt, will Vogerl und sich ablenken): Wenn ich groß bin, werd ich ein Ringelstrumpf. Aber das sag ich der Mutter nicht. Streng geheim. (läuft um Vogerl herum und zeigt ihm die Zunge.)
Vogerl (zu sich selbst): Mein Herz ist ganz welk geworden. Früher hab ich Figuren aus Zellen gemalt. Schwarze Tusche. Rote Tusche. Spiralen in verschiedenen Farben. Fadenmenschen. Einen Panzer mit Mund. Wolkenartige Wesen. Eine Frau mit Froschschenkeln Froschfüßen. Irgendwem hat’s nicht gefallen. Sie haben mich einliefern lassen. Weiße Wände. Mehr weiß ich auch nicht.
Kind: Manchmal machen die Lichtstreifen Fransen durch die Rollos. In der Dunkelheit ist alles gleich sonst. (kichert.)
4. Die Rückkehr des Präparators
Mutter hockt auf dem Bett und baumelt mit den Beinen. Sie steht kurz auf, sieht aus dem Fenster. Ob ihr auch niemand zuschaut. Sie schließt dann die Türe. Greift mit beschämtem Gesichtsausdruck nach Kringel und Kuschel. Blickt sich noch einmal verstohlen um. Die beiden haben über Nacht Kleidung getauscht und sind kaum voneinander zu unterscheiden. Außerdem sind sie ein ganzes Stück gewachsen. Sie sind jetzt so groß wie Kind selbst, könnten auch von Kindern gespielt werden. Allerdings haben sie noch immer keine eigene Stimme. Sollten die Puppen also von Menschen gespielt werden, dürfen diese nur die Lippen auf- und zu machen. Mutter beginnt, mit den Puppen zu spielen. Dabei hat sie einen Gesichtsausdruck wie ein Kind, das heimlich Schokolade isst. In ihren Gesten ist auf einmal eine tiefe Zärtlichkeit.